Aktuelles
Finanzlage engt Spielräume ein
Defizit, steigende Schulden und sinkende Liquidität prägen den Haushalt 2026 – Gemeinde muss Prioritäten setzen
Die Gemeinde Dornstadt blickt in ein anspruchsvolles Haushaltsjahr 2026. Der Haushaltsentwurf zeigt im ordentlichen Ergebnis ein Defizit von rund 3,4 Millionen Euro. Steigende Personalkosten, höhere Umlagen und anhaltend hohe Sachkosten führen dazu, dass die Gemeinde zunehmend von der Substanz leben muss. Der Blick in die Folgejahre deutet auf eine weitere Verschärfung der Finanzlage hin. „Wir stehen an einem Punkt, an dem wir unsere Aufgaben zwar weiterhin verantwortungsvoll erfüllen, aber gleichzeitig Ausgaben konsequent hinterfragen müssen“, erklärt Bürgermeister Rainer Braig. „Wir legen keinen schönen, aber einen ehrlichen Haushalt vor.“
Ursachen: Belastungen steigen schneller als Einnahmen
Die größten Ausgabeposten liegen bei den Personalkosten mit insgesamt 10,98 Millionen Euro, davon entfallen 4,5 Millionen Euro auf die Kinderbetreuung. Die Kreisumlage steigt auf ein Rekordhoch von rund fünf Millionen Euro, ein Plus von über 800.000 Euro gegenüber dem Vorjahr. Hinzu kommen die Finanzausgleichsumlage an das Land (4,3 Millionen Euro) und die Belastungen aus dem Bundesteilhabegesetz, die den Landkreis und damit auch Dornstadt treffen.
Trotz stabiler Gewerbesteuereinnahmen und eines wachsenden Anteils an der Einkommensteuer reichen die Erträge nicht aus, um die laufenden Ausgaben zu decken. Energie, Bauunterhalt, Zuschüsse und Umlagen belasten zusätzlich. „Das System stößt an seine Grenzen“, fasste Braig die Situation im Gemeinderat zusammen.
Investieren, aber gezielt und verantwortungsvoll
Der Finanzplan 2026 sieht Investitionen in Höhe von rund 5,5 Millionen Euro vor. Damit sollen Projekte realisiert werden, die für die Entwicklung der Gesamtgemeinde von zentraler Bedeutung sind:
- Dornstädter Höfe (1,16 Millionen Euro)
- Mehrzweckhalle Scharenstetten (1,0 Millionen Euro)
- Feuerwehr Dornstadt (HLF, VRW) (600.000 Euro)
- Baugebiete Himmelweiler und Mähringer Weg (zusammen rund 1,05 Millionen Euro)
- Katastrophenschutz, Bauhof, Ortskernsanierung und Grunderwerb (weitere 1 Million Euro)
Diese Investitionen sind nur über Kreditaufnahmen und einen Griff in die Rücklagen möglich. Der Ergebnishaushalt weist keinen Zahlungsmittelüberschuss aus, sondern ein Minus von 1,1 Millionen Euro. Bürgermeister Braig betonte: „Wir investieren weiter, aber nur dort, wo es notwendig und zukunftsweisend ist.“
Liquidität und Verschuldung: Spielräume schwinden
Besonders deutlich zeigt sich die angespannte Lage bei der Liquidität. Aktuell verfügt die Gemeinde noch über rund 3,4 Millionen Euro. Bis Ende 2026 wird dieser Betrag auf knapp 360.000 Euro sinken, deutlich unter die vorgeschriebene Mindestliquidität von 600.000 Euro. Erst ab 2029 wird ein leichter Anstieg auf etwa 550.000 Euro erwartet.
Parallel dazu wächst die Verschuldung. Bis 2029 wird der Gesamtschuldenstand voraussichtlich auf 18,5 Millionen Euro steigen. Das entspricht 1.947 Euro pro Einwohner. Zum Vergleich: 2019 lag die Pro-Kopf-Verschuldung noch bei 231 Euro.
Diese Entwicklung schränkt den finanziellen Handlungsspielraum der Gemeinde zunehmend ein.
Konsolidierung und gemeinsame Verantwortung
Bereits im vergangenen Jahr hat die Gemeinde einen Konsolidierungsprozess gestartet. Dieser wird nun fortgeführt und umfasst die Prüfung von Standards, die Reduzierung freiwilliger Leistungen sowie die Überprüfung von Einnahmemöglichkeiten. Ziel ist nicht ein kurzfristiges Sparprogramm, sondern ein langfristiges Umsteuern. Als Teil dieser Konsolidierungsbemühungen wurde das Investitionsprogramm deutlich reduziert und auf die Pflichtaufgaben beschränkt.
Ausblick: Gemeinsam durch schwierige Zeiten
Der Bürgermeister machte deutlich, dass die Ursachen für die finanzielle Schieflage zu einem großen Teil nicht in den Kommunen liegen. Bund und Land übertragen den Kommunen immer mehr Aufgaben – etwa bei der Kinderbetreuung, Inklusion oder Geflüchtetenunterbringung – ohne eine auskömmliche Finanzierung sicherzustellen.
Braig appellierte an die übergeordneten Ebenen: „Wir brauchen endlich eine dauerhafte und verlässliche Finanzausstattung, die den tatsächlichen Aufgaben entspricht.“ Gleichzeitig richtete er den Blick nach vorn: „Dornstadt hat in den vergangenen Jahren viel erreicht. Mit Zusammenhalt, Verlässlichkeit und einem klaren Blick nach vorn werden wir auch diese schwierige Phase meistern.“
